Die besondere Arbeit eines TZI-Coach

Montag, 6. Februar 2017
von Thomas Markhof und Michael Seib (AG Spezifika)

Die besondere Arbeit als TZI-Coach

(Stefan Haas, Thomas Markhof, Michael Seib)

Das TZI-Coaching zeichnet sich durch folgende Besonderheiten aus:

  • gemeinsame Prozessleitung
  • Störungen haben Vorrang
  • Orientierung am Lebendigen und seinem Wachstum
  • Analyse mit 4-Faktoren-Modell
  • Selbstleitung weiterentwickeln
  • Selbstreflexion anregen

1. Gemeinsame Prozessleitung (Partizipierende Leitung)

Das TZI-Coaching basiert auf einem partnerschaftlichen Miteinander und auf eine lebendige und ausgesprochen entwicklungsdynamische, emanzipatorische Form des Coachings.
Ein TZI-Coach versteht sich einerseits als Resonanzboden für das Anliegen, d.h. er/sie entwickelt eine empathische Haltung, reagiert auf das Anliegen eines/-r Kunden/-in, hinterfragt es und bringt eigene Ideen und Erfahrungen ein. Er/Sie ermöglicht somit ein tieferes Verstehen und fördert die Qualität und die Stabilität der Beratungsbeziehung.
Andererseits ermöglicht er/sie Kunden mit der Distanz der Außenperspektive eines Beraters auf das eigene Anliegen zu blicken und erleichtert dadurch die kritische, nüchtern-realistische Betrachtung und Bewertung der eigenen Situation.
Der/die Kunde/in wird als Persönlichkeit mit allen Handlungen und Vorgehensweisen angenommen und akzeptiert. Er/sie ist als „Mitgestalter und –gründer/-in“ immer wieder in die aktuellen Themen- und Richtungsentscheidungen einbezogen und bestimmt damit den Beratungsprozess
Ein TZI-Coach nimmt keine Bewertung der Wahrnehmungen und Gefühle der Kunden vor, sondern nutzt diese in Bezug auf das Anliegen und den Prozess zur Lösungsfindung.
Die Vorgehensweisen von TZI-Coachs basieren darauf, dass die Lösung des Anliegens beim Kunden/ bei der Kundin selbst liegt. Die Stärkung der Eigenverantwortung und Handlungsfähigkeit sowie die (Wieder-) Entdeckung der eigenen Lösungskompetenzen stehen im Fokus.

2. Störungen haben Vorrang

Im TZI-Coaching werden Hindernisse, Ablenkungen und Beeinträchtigungen bei der Bearbeitung eines Anliegens als Störungen bezeichnet. Sie werden vom TZI-Coach benannt und als möglicher Teil der Lösung bearbeitet.
Daher sieht ein TZI-Coach Störungen grundsätzlich als „wertvoll“ und „machtvoll“ für die Lösungsfindung an. Die Bearbeitung einer Störung erfolgt bis zur wiederhergestellten Arbeitsfähigkeit des/r Kunden/in für das eigene Anliegen.
“Störungen“ erhalten im TZI-Coaching Raum und werden nicht übergangen, tabuisiert, verharmlost oder gar abgewertet. Eine Bearbeitung dieser Störungen führt daher näher zur Lösung des Anliegens.

3. Orientierung am Lebendigen und seinem Wachstum

Im Mittelpunkt des TZI-Coachings stehen der Mensch, sein Verhältnis zur Welt und seine Möglichkeiten, sich darin zu entwickeln und Einfluss zu nehmen.
Dies bedeutet, Reaktionen, Gedanken und Gefühle zunächst anzunehmen, deren Entstehen nachzuvollziehen und zu verstehen. Jeder schwierigen Situation, jedem Konflikt liegen Energien, Ideen und Wünsche zugrunde, die ein wertvoller Teil einer Lösung sein können. Sie geben für die Beratung einen Hinweis auf Potentiale – die der Kunden oder anderer beteiligter Personen.
Im Coaching wird jede negative Äußerung, jedes abwehrende oder abwertende Verhalten oder Gefühl als Hinweis auf eine Energie – etwas Lebendiges – gedeutet, die es zu ergründen und zu nutzen gilt. Dabei geht die TZI mit ihrem humanistischen Ansatz von einer grundsätzlich positiven Grundhaltung des Menschen und dessen Entwicklungsfähigkeit aus.
Der Respekt vor dem Lebendigen bezieht sich auf gewünschte und unerwünschte Verhaltensformen mit Ausnahme von Inhumanem und Wertbedrohendem. Dabei unterstellt ein TZI-Coach jedem Menschen die Fähigkeit, sich weiter zu entwickeln.
Ein TZI-Coach hilft den Kunden, eigene Grenzen wahrzunehmen und ggf. zu erweitern.

 4. Die Analyse mit dem 4-Faktorenmodell

 Ein TZI-Coach nutzt zur Analyse des Anliegens das Vier-Faktoren-Modell der TZI.
Zur Vereinfachung, systematischen Betrachtung und Veranschaulichung von Praxisfällen blickt er auf vier Ebenen:

  • auf die einzelnen Personen, die in das Anliegen des/der  Kunden/in eingebunden sind - mit ihren Gefühlen, Gedanken, Erlebnishintergrund,
  • auf deren Beziehungen untereinander,
  • auf das eigentliche Anliegen das Thema des/der Kunden/-in,
  • sowie auf die äußeren Rahmenbedingungen - z.B. gesellschaftlich-politisches Umfeld, wirtschaftliche Rahmenbedingungen, Auftraggeber, Arbeitsbedingungen, privates Umfeld.

Die Betrachtung der einzelnen Faktoren und deren Dynamik ermöglicht eine eingehende  Analyse und ein tieferes Verständnis für komplexe Zusammenhänge.
Das 4-Faktorenmodell unterstützt Kunden und TZI-Coach gleichermaßen, das vielfältige Erleben und die Reflexion des Anliegens zu ordnen.

5. Selbstleitung weiterentwickeln

 TZI-Coaching zielt auf die Stärkung der Eigenverantwortlichkeit. Daher unterstützt ein TZI-Coach den Coache, Verantwortung für das eigene Anliegen zu übernehmen und Lösungen mit zu entwickeln.
Der/die Coach spiegelt das Verhalten des/der Kunden/-in und bietet eigene Wahrnehmungen von Gefühlen, Gedanken und Assoziationen an. Auf der Grundlage dieser erweiterten Sicht und mithilfe weiterer Methoden der Selbstklärung entwickelt der/die Kunde/-in selbständige Entscheidungen und kreiert mit dem Coach eigene Lösungs- und Handlungsoptionen. Die Kompetenz zur Entwicklung von Lösungsstrategien wird auf diese Weise erweitert und Autonomie und Selbstwirksamkeit gestärkt.

6. Selbstreflexion anregen

Ein TZI-Coach zeigt Wertschätzung, indem er/sie Kunden im Prozess immer wieder konstruktives und positives Feedback gibt. Die Rückmeldung ist auf erlebbares Verhalten des/der Kunden/-in im Prozess bezogen. Sie ist immer konkret, nie allgemein und sie will die Ressourcen und Entwicklungsthemen aufzeigen und bewusstmachen. Mit Takt und Timing wird so der Blick auf die eigene Person mit ihren Stärken und Schwächen, ihren Fallstricken und vor allem ihrer Lernfähigkeit gerichtet.